Auf der Suche nach einem/r passenden Psychotherapeut:in stellt sich die Frage, woran zu erkennen ist, ob diese/r fachlich kompetent ist und angemessen mit Ihnen umgeht. Es gibt eine Reihe von Hinweisen, die man dabei berücksichtigen kann:
- Erster Eindruck
Beim ersten Gesprächstermin werden Sie einen ersten Eindruck von der Praxis gewinnen. Bei den Räumlichkeiten können Sie darauf achten, ob Sie sich in der Praxis wohlfühlen. Entsprechen Ordnung und Sauberkeit der Praxis und des Therapieraumes Ihren Ansprüchen und Vorstellungen? Fühlen Sie sich während des Gesprächs durch irgendetwas gestört, zum Beispiel durch dauerhafte Lärmbelastungen, Gerüche oder Haustiere in der Praxis wie einen Hund oder eine Katze?
- Aufmerksamkeit
Weiter erhalten Sie einen Eindruck davon, wie der/die Therapeut:in das Gespräch mit Ihnen gestaltet. Wie ist die Sitzanordnung während des Gespräches? Sitzt der/die Therapeut:in hinter einem Schreibtisch oder Ihnen gleichberechtigt gegenüber? Ist Ihnen das angenehm? Haben Sie die volle Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers oder wirkt es gleichgültig, unkonzentriert oder gehetzt? Können Sie ungestört sprechen oder gibt es Unterbrechungen, beispielsweise durch Telefonate oder Praxismitarbeiter:innen oder andere Personen, die während der Sitzung den Raum betreten?
- Respekt
Von entscheidender Bedeutung für Ihre Einschätzung und Ihr Wohlbefinden ist sicherlich die Art und Weise, wie ein/e Therapeut:in mit Ihnen umgeht. Ist Ihr Gegenüber freundlich und zugewandt, zeigen die Reaktionen, dass Sie verstanden werden und man sich mit Ihren Problemen beschäftigt? Zeigen die Äußerungen auf Ihre Schilderungen Ihres Problems vielleicht bereits neue Blickwinkel für Sie auf? Bleibt das Geschehen für Sie transparent und nachvollziehbar? Sind Fragen nach Ausbildung und Berufserfahrung möglich? Werden Ihre Schilderungen respektvoll aufgenommen?
- Klare Absprachen
Die Vereinbarungen zwischen Therapeut:in und Patient:in können schriftlich oder mündlich festgemacht werden. Wichtig ist, dass es klare und eindeutige Absprachen gibt. Auf mehrere Punkte sollte dabei geachtet werden: Ist die Finanzierung der Therapie geklärt? Gibt es eine klare Regelung zum Ausfallhonorar, falls Sie einen Termin versäumen? Gibt es Absprachen über Ausfallzeiten bei Urlaub?
- Absolute Verlässlichkeit
Für den Fall, dass es Ihnen einmal besonders schlecht geht, sollte auch die Erreichbarkeit Ihrer/s Therapeut:in gewährleistet oder geklärt sein, an wen Sie sich sonst wenden können. Auch Terminabsprachen müssen verbindlich sein. Sie sollten es nicht akzeptieren, wenn Ihr/e Therapeut:in die vereinbarten Sitzungstermine unentschuldigt nicht einhält.
- Grundsätzlich ist das Auftauchen von Gefühlen im Verlauf einer Therapie nicht ungewöhnlich, dies kann im Gegenteil ein Zeichen dafür sein, dass eine wirksame therapeutische Beziehung entstanden und ein therapeutischer Prozess eingetreten ist. Entscheidend ist, ob Ihr/e Therapeut:in auf respektvolle, wertschätzende und sorgsame Weise mit Ihren Gefühlen umgeht und ermöglicht, sie zu besprechen, und stets die Grenzen wahrt.
- Keinesfalls darf es im Verlauf einer Psychotherapie zu sexuellen Kontakten oder Handlungen zwischen Therapeut:in und Patient:in kommen. In einem solchen Fall können Sie sich an die Psychotherapeutenkammer oder an einen der Berufsverbände wenden.
- Fazit
Für ihre Entscheidung, bei einem/r Therapeut:in zu bleiben, können Sie vor allem Ihr eigenes Empfinden zu Rate ziehen: Fühlen Sie sich wohl? Können Sie sich vorstellen, dort auch über längere Zeit hinweg regelmäßig Sitzungen zu absolvieren? Haben Sie den Eindruck, dass die Chemie stimmt? Grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Psychotherapie ist, dass Sie und Ihr/e Therapeut:in sowie das angewandte therapeutische Verfahren zueinander passen.
zurück zur Übersicht