Wenn eine Psychotherapie angeraten wird, ist die Begründung oftmals unterschiedlich je nachdem, ob zum Beispiel Ärzt:innen, Angehörige oder Freund:innen den Ratschlag geben. Wenn Sie selbst überlegen, ob eine Psychotherapie Ihnen weiterhelfen könnte, fühlen Sie sich möglicherweise durch Probleme in Ihrem Leben sehr beeinträchtigt. Vielleicht stellen Sie auch fest, dass es Ihnen nicht gelingen will, Ihren Alltag, Ihre Beziehungen zufriedenstellend zu gestalten. Oder Sie erleben Stimmungen und Gedanken, die Sie beunruhigen oder ängstigen. Im Folgenden beschreiben wir beispielhafte Situationen und mögliche Symptome, die ein Hinweis darauf sein können, dass eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll ist.
Mögliche Symptome
- Sie fühlen sich fast permanent traurig oder niedergeschlagen. Was Ihnen früher Freude machte oder Sie interessiert hat, ist Ihnen jetzt gleichgültig. Morgens steht der Tag wie ein Berg vor Ihnen. Sie haben wenig Hoffnung, dass es Ihnen bald wieder besser gehen wird. Vielleicht denken Sie manchmal, dass es sinnlos ist, so weiter zu leben. Vielleicht haben Sie sogar schon mal versucht, sich das Leben zu nehmen im letzteren Fall sollten Sie sich ganz dringend professionelle Hilfe suchen.
- Sie erleben eine innere Unruhe, sodass Sie kaum für einen Moment ruhig sitzen können. Sie können sich nicht konzentrieren und sich nur kurz mit alltäglichen beruflichen oder privaten Dingen beschäftigen. Kreisende Gedanken machen es Ihnen unmöglich, z.B. einen Text oder ein Buch konzentriert zu lesen. Ihre Arbeits- und Konzentrationsfähigkeit wird zusätzlich von Schlafstörungen beeinträchtigt.
- Sie bekommen mitten im Alltagsgeschehen plötzlich intensive Angst- oder Panikgefühle, ohne dass Sie sich diese erklären können. Vielleicht merken Sie, dass diese Attacken in speziellen Situationen auftreten, zum Beispiel im Supermarkt in der Warteschlange vor der Kasse, beim Gang durch die Innenstadt, im Aufzug, beim Autofahren im Tunnel oder auf der Autobahn. Es kann auch vorkommen, dass Sie sich kaum noch zutrauen, Ihre Wohnung zu verlassen.
- Ihr gesamtes Leben wird stark bestimmt von verschiedenen Ängsten, zum Beispiel vor Krankheiten. Sie haben extreme Furcht davor, dass Ihnen oder einem nahestehenden Menschen etwas zustoßen könnte.
- Sie erleben sich dabei, dass Sie bestimmte Handlungen immer wieder ausführen. Das können Sie, selbst wenn Sie es wollten, nicht ohne weiteres unter Kontrolle bringen. Beispielsweise müssen Sie bestimmte Dinge immer wieder kontrollieren, auch wenn Ihnen bewusst ist, dass dies nicht nötig wäre. Oder Sie haben das Gefühl, sich sehr oft waschen zu müssen.
- Menschen aus Ihrem Umfeld haben Ihnen bereits des Öfteren zu verstehen gegeben, dass Ihre Essgewohnheiten auffällig sind. Ihnen wird von verschiedenen Seiten gesagt, Sie seien viel zu dünn geworden, auch wenn das Ihrer Ansicht nach überhaupt nicht zutrifft. Sie haben selbst den Eindruck, dass das Thema Essen oder die Angst zu zunehmen Sie viel zu sehr beschäftigt. Sie kontrollieren Ihr Gewicht durch extrem viel Sport, Erbrechen oder andere Maßnahmen, manchmal erleben Sie Heißhungerattacken, die Sie nicht kontrollieren können.
- Es gibt eine einschneidende Veränderung in Ihrem Leben: Eine wichtige Beziehung ist beendet worden oder von Trennung bedroht, Ihr Arbeitsplatz ist gefährdet oder Sie haben ihn verloren, Sie sind durch eine Prüfung gefallen oder haben Angst davor, dass dies passieren könnte. Sie haben eine schwere körperliche Erkrankung, deren Behandlung Sie belastet und bei der Sie eine neue Zukunftsorientierung benötigen. Die Belastungen in Ihrem Leben haben sich derart summiert, dass Sie sich ihnen nicht mehr gewachsen fühlen. Sie haben das Gefühl, dass Sie Ihre Lebenssituation nur schwer alleine bewältigen können. Sie fühlen sich so aus der Bahn geworfen, dass Sie glauben, nicht ohne professionelle Hilfe zurecht zu kommen.
- Sie haben verschiedene körperliche Beschwerden, die sich trotz intensiver medizinischer Diagnostik und Behandlungen nicht bessern. Sie vermuten, dass seelische Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Probegespräche zur Klärung
Es gibt sehr unterschiedliche Formen, wie die eigene Lebenssituation oder das Verhalten aus dem Gleichgewicht geraten können.
Viele Menschen überlegen vor einer Entscheidung für eine psychotherapeutische Behandlung, ob ihre Situation wirklich schlimm genug ist, um eine Psychotherapie in Anspruch nehmen zu dürfen oder zu sollen. Sie stellen sich beispielsweise die Fragen: Rechtfertigen meine Beschwerden die Behandlung? Brauche ich Psychotherapie oder sollte ich besser Medikamente nehmen? Oder sollte ich beides miteinander kombinieren?
Oder sollte ich mich besser erst einmal beraten lassen? Solche Fragen können in Probegesprächen mit Psychotherapeut:innen besprochen und geklärt werden, bevor die eigentliche Psychotherapie beginnt.
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